Die Nachfolge zu planen ist eine sehr große Herausforderung für Sie als Unternehmer. Bei dieser vielschichtigen Aufgabe müssen Sie wirtschaftliche und persönliche Aspekte in Einklang bringen.
Nachfolge planen
Übergabe rechtzeitig planen
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (Stand: November 2020)
Wann ist rechtzeitig?
Es herrschen verschiedene Ansichten darüber, wann die Nachfolgeplanung beginnen sollte. Es gibt sowohl Vertreter für "10 Jahre vorher" als auch Befürworter von "kurz vor dem 65. Geburtstag". Eine lange Planung kann genauso zum Erfolg führen wie eine spontane Entscheidung. Das heißt nicht, dass man es einfach darauf ankommen lassen darf. Die Nachfolge zu planen, sollte für den vorausschauenden Unternehmer eine ständige Aufgabe sein.
Prioritäten und klare Voraussetzungen
Mit Ihrer Nachfolgeplanung verfolgen Sie in der Regel mehrere Ziele. Sie möchten, dass Ihr Unternehmen weitergeführt wird. Gleichzeitig legen Sie Wert darauf, einen hohen Unternehmenserlös zu erzielen, um selbst wirtschaftlich abgesichert zu sein. Zudem sollen die Mitglieder Ihrer Familie versorgt werden und sich Ihre Steuerlast so gering wie möglich halten. Es gibt einige grundsätzliche Fragen, die Sie für sich selbst beantworten müssen, bevor es an die Planung von Details, Bewertungen oder Nachfolgesuchen gehen kann.
Ein günstiger Augenblick
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ihr Alter ist natürlich entscheidend, aber auch die Phase, in der sich Ihr Unternehmen befindet. Die Lage der Branche und Ihre familiären Verhältnisse haben ebenfalls Einfluss darauf, ob der Augenblick für eine Übergabe günstig ist. Ideal ist eine Übergabe auch dann, wenn für Ihr Unternehmen nachweisbar ein nachhaltiges Wachstum zu erwarten ist.
Im Gespräch: Bernhard Paul, Circus Roncalli, und Sohn Adrian Paul
Wenn die Unternehmensnachfolge innerhalb der Familie geklärt ist, ist im nächsten Schritt das Wann und Wie der Nachfolge zu planen. Bernhard Paul, der Gründer des Circus Roncalli, übergibt die Verantwortung Stück für Stück an seine Kinder. So ist Sohn Adrian mittlerweile als stellvertretender künstlerischer Leiter des Apollo Varieté erfolgreich, der Tochterfirma des Zirkusunternehmens.
Fünf Top-Tipps aus der Praxis für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge
- Den Nachfolger möglichst früh in das Unternehmen einbinden
- Führungsqualitäten auf kleinerer Ebene unter Beweis stellen lassen
- Verantwortungen Stück für Stück an den Nachfolger weitergeben
- Veränderungen durch den Nachfolger zulassen
- Einen langfristigen Plan zur Nachfolge mit Experten aufstellen
Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (Stand: August 2017)
Expertenwissen
Der Wert Ihres Unternehmens
Die drei gängigsten Arten der Unternehmenswertberechnung
Diese Art der Unternehmensbewertung baut im Wesentlichen darauf auf, welche Erträge das Unternehmen in Zukunft erbringen wird. Dieser Ertrag wird abgezinst, da das morgen verdiente Geld nicht so viel wert ist, wie das heute verdiente. Um den Wert des Unternehmens nach dieser Methode zu errechnen, benötigt man eine Gewinnvorschau und den Kalkulationszinsfuß.
Im Gegensatz zur Ertragswertmethode werden beim Discounted-Cashflow-Verfahren nicht die Erträge, sondern Einnahmenüberschüsse abgezinst. Dabei wird auf den erweiterten Cashflow vor Abzug der Fremdkapitalzinsen abgestellt.
Der Unternehmenswert wird hier ermittelt, indem eine Gruppe vergleichbarer börsennotierter Unternehmen aufgestellt wird. Aus dem Kursgewinnverhältnis ergibt sich dann der Multiplikator. Wendet man diesen Multiplikator der Vergleichsgruppe auf das eigene Unternehmen an, erhält man den Unternehmenswert.
Objektivität ist Trumpf
Sie haben viele Jahre lang Mühe, Kraft und Leidenschaft in Ihr Unternehmen investiert. Wenn es aber darum geht dessen Wert zu ermitteln, sollten Sie sachlich bleiben. Sonst kann es schwierig werden, einen Nachfolger zu finden, der den Kaufpreis aufbringen kann und will. Wenn Sie trotz eines überhöhten Preises einen Nachfolger finden, besteht die Gefahr, dass dieser sich damit übernimmt und Ihr ehemaliges Unternehmen in Insolvenz gerät.
Unter- und Obergrenze
Für die Verhandlungen kann es nützlich sein, Ihre Preisober- bzw. -Untergrenze zu kennen. Für Sie als Übergebenden ist die Untergrenze der Liquidationswert. Das ist der Preis, den Sie bei einer geordneten Veräußerung aller Einzelwirtschaftsgüter erzielen würden. Die Obergrenze ist der Rekonstruktionswert Ihres Unternehmens. Dieser entspricht dem Finanzbedarf, der für den Neuaufbau Ihres Unternehmens, wie es jetzt besteht, aufgebracht werden müsste. Dazu zählen auch immaterielle Werte wie Kundenstamm oder Organisation.
Ihre Kriterien
Anhand einiger Punkte können Sie Ihre Wertvorstellung prüfen:
- Beachten Sie die Preisunter- und -obergrenze.
- Ist es für den Käufer möglich, mit Eigenkapital und Rückflüssen aus dem Unternehmen eine Finanzierung auf die Beine zu stellen?
- Würde ein Käufer sein entsprechendes Eigenkapital in Ihr Unternehmen stecken, oder andere Anlagen wählen?
- Bei welchen Käufern ist das Unternehmen besonders gefragt und der beste Preis zu erwarten?
- Wollen Sie das Geld sofort, oder sind sie bereit zu stunden?
Den richtigen Nachfolger finden
Egal, ob sie eine Nachfolge innerhalb der Familie, unternehmensintern oder extern ins Auge fassen – der Nachfolger muss passen und Ihren Anforderungen entsprechen.
Die Übergabe an ein Familienmitglied ist in Deutschland noch die häufigste Form der Unternehmensnachfolge. Dabei sind lange Vorbereitungs- und Übergangsphasen zu empfehlen. Das übernehmende Familienmitglied muss neben den entsprechenden Qualifikationen auch den Willen haben, das Unternehmen zu leiten.
Wenn sich ein externes Management in ein Unternehmen einkauft, spricht man vom Management-Buy-In (MBI). Dies ist auch der Fall, wenn Handwerksbetriebe oder Freiberuflerpraxen an externe Nachfolger gehen. Als Management-Buy-Out (MBO) bezeichnet man die Übergabe eines Unternehmens an bisherige Manager oder Mitarbeiter.
Der Verkauf an ein anderes Unternehmen ist dann eine gute Möglichkeit, wenn Sie keinen geeigneten Nachfolger finden oder familiäre bzw. finanzielle Aspekte eine Rolle spielen. Hier können Sie sich auf die Optimierung des Kaufpreises konzentrieren und sich um Ihre steuerliche und persönliche Situation kümmern. In der Fachwelt hat sich für diesen Vorgang der englische Begriff "Mergers & Acquisitions" (M & A) etabliert.
Anforderungsprofil
Ihr Nachfolger sollte den Anforderungen entsprechen, die sie für sich selbst, für Ihre Familie und für Ihr Unternehmen erwarten – ganz gleich, ob es sich dabei um ein Familienmitglied handelt oder eine externe Person. Um hier objektiver urteilen zu können, hilft zum Beispiel ein Anforderungsprofil. Auch ein unbeteiligter Dritter kann Ihnen dabei helfen, den Blick auf das Wesentliche zu richten.
Familien- oder unternehmensintern?
Eine Übergabe an einen jüngeren Verwandten wird gerne bevorzugt. Gegebenenfalls kennt der Nachfolger bereits die Firma, interne Prozesse und die Mitarbeiter. Lässt sich das nicht umsetzen, weil kein fachlich geeigneter und interessierter Verwandter zur Verfügung steht, kann das Unternehmen auch an Mitarbeiter oder Teilhaber des Unternehmens abgegeben werden. Ist all das nicht machbar, gibt es verschiedene Möglichkeiten, wo Sie nach einem geeigneten Nachfolger suchen können.
nexxt Nachfolgebörse
Die nexxt-change Unternehmensnachfolgebörse ist eine Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, unter anderem in Zusammenarbeit mit den Volksbanken Raiffeisenbanken. Seit 2006 wurden hier viele tausend Unternehmen erfolgreich vermittelt. Sowohl Übergebende als auch Nachfolger können hier ein Profil einstellen. Dies geht jedoch nur über einen der 800 regionalen Partner, wovon 300 Volksbanken und Raiffeisenbanken sind. So wird auch die Qualität des Angebots garantiert.
Checkliste: Nachfolge planen
Die Planung der Nachfolge ist eine komplexe Aufgabe, die sich über einen langen Zeitraum erstreckt. Eine Checkliste kann dabei helfen, die Ziele nicht aus den Augen zu verlieren.
- Der Nachfolger
Ist eine Nachfolge innerhalb der Familie geplant, übergeben Sie an einen externen Nachfolger bzw. das bisherige Management oder verkaufen Sie an ein größeres Unternehmen? - Kaufpreis
Entgeltliche oder unentgeltliche Übergabe? Oder sind Sie aufgrund der steuerlichen Vorteile noch unentschieden? - Eigentum
Sollen Kapital und Führung in einer Hand bleiben? Oder ist auch ein Fremdmanagement denkbar, während die Familie Eigentümer bleibt? Beachten Sie eventuelle Gleichstellungsprobleme von Geschwistern. - Versorgungsaspekt
Ist Ihre Versorgung auch ohne Erträge aus dem Unternehmen gesichert, oder sind sie auf die Unternehmensverwertung wirtschaftlich angewiesen?
Nach der Nachfolge
Ihre Entscheidungen bei der Nachfolgeplanung beeinflussen auch Ihren Ruhestand. Das ist natürlich abhängig davon, wer Ihr Nachfolger ist, und welche Durchführungsart der Übergabe Sie wählen. Wenn Sie innerhalb der Familie übergeben, haben Sie auch danach noch mehr Berührungspunkte. Es gibt jedoch einige rechtliche und steuerliche Aspekte zu beachten, die auch im Nachhinein direkte Auswirkungen auf Ihren Ruhestand haben können.
Eine Frage der Haftung
Nachdem Sie Ihr Unternehmen übergeben haben, wollen Sie nicht mit fortbestehenden Forderungen oder mit Forderungen von Gläubigern konfrontiert werden. Ihr Nachfolger möchte umgekehrt nicht von unbekannten, vom Übergeber geschaffenen Risiken eingeholt werden. Beide müssen sich also über die gesetzlichen Vorgaben für fortdauernde Haftung und Garantien informieren und klären, ob diese geändert bzw. geregelt werden können oder sollen.
Mit dem Fiskus rechnen
Bei Ihrer Nachfolgeplanung und der Übergabe sollten Sie immer auch die steuerlichen Aspekte im Hinterkopf behalten. Denn bei einer Unternehmensnachfolge werden verschiedene Vermögenswerte bewegt und dabei können alle Steuerarten berührt werden. Denken sie zum Beispiel an die Einkommens- und Gewerbesteuer sowie die Umsatzsteuer beim Verkauf des Unternehmens. Bei einer unentgeltlichen Übergabe in der Familie spielt natürlich die Erbschafts- und Schenkungssteuer eine Rolle, aber auch die Einkommenssteuer.