Berlin, 09.04.2013
Staatsschuldenkrise und Zypern
Fragen und Antworten
Angesichts der anhaltenden Staatsschuldenkrise in einigen europäischen Ländern stellen Sie sich vielleicht einige grundsätzliche Fragen: Wie sicher ist mein Geld? Wie stabil ist der Euro? Ändert sich etwas im Umgang mit den Finanzen? Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) hat einige Antworten zu diesem Thema für Sie zusammengestellt.
Wie sicher ist mein Geld?
In den vergangenen Jahren waren die Märkte durch starke Kursbewegungen geprägt. Dies wurde unter anderem durch die Schuldenkrise einiger europäischer Staaten und die Herabstufung der Rating-Note verschiedener Euroländer ausgelöst. Seit dem Herbst 2012 hat sich die europäische Staatsschuldenkrise wieder etwas beruhigt. Durch die Diskussion um das Rettungspaket für Zypern sind bei vielen Bankkunden neue Unsicherheiten entstanden. Viele Sparer und Anleger fragen sich, welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Sicherheit der Bankeinlagen haben was sie bei ihren Anlageentscheidungen berücksichtigen sollten.
Deutsche Sparer brauchen sich keine Sorgen um ihre Spareinlagen zu machen. In Deutschland stehen die nationalen Sicherungssysteme, darunter auch die bewährte Institutssicherung der Volksbanken und Raiffeisenbanken, unverändert für die ihnen anvertrauten Einlagen ein. Die Bundeskanzlerin hat darüber hinaus auf dem Höhepunkt der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 eine unbegrenzte Garantie auf alle Spareinlagen bei deutschen Kreditinstituten abgegeben. Regierungssprecher Seibert hat diese Aussage kürzlich bestätigt.
Wie ist es zu der Krise in Zypern gekommen?
Die schwierige Situation Zyperns stellt in Europa eine Besonderheit dar, die nicht mit der Situation in Deutschland vergleichbar ist. Ursache der Probleme ist ein im Vergleich zur Wirtschaftsleistung stark überdimensioniertes Bankensystem, das nicht über ein langfristig tragfähiges Geschäftsmodell verfügt. Die beiden größten zyprischen Banken sind aufgrund hoher Bestände an griechischen Staatsanleihen und dem Schuldenschnitt im letzten Jahr in eine Schieflage geraten. Zypern benötigt zur Bewältigung seiner Finanz- und Wirtschaftskrise ausländische Unterstützung, die die europäischen Regierungen zusammen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) angeboten haben. Dabei erwarten die Hilfe leistenden Staaten sowie der IWF auch einen eigenen Finanzbeitrag Zyperns.
Die Einigung der Euro-Finanzminister mit dem zyprischen Staatspräsidenten in der Nacht vom 24. zum 25. März 2013 wendet die drohende Staatsinsolvenz Zyperns ab und ist zu begrüßen. Zypern stabilisiert seinen Finanzsektor durch die Abwicklung seines zweitgrößten Kreditinstituts, der Laiki Bank, und die Restrukturierung seiner größten Bank, der Bank of Cyprus. Damit begrenzt Zypern seinen Finanzsektor auf ein langfristig vertretbares Maß. Die Vereinbarungen müssen jetzt schnell umgesetzt und durch die Europäische Kommission, die Europäische Zentralbank sowie den IWF begleitet werden. Somit ist sichergestellt, dass zyprische Spareinlagen bis zu einer Grenze von 100.000 Euro nicht angetastet werden. Diese Vorgabe entspricht europäischen Richtlinien und ist ein wichtiges Signal an die Kleinsparer.
Welche Auswirkungen hat die Krise in Zypern auf Deutschland?
Mit dem bekannt gegebenen Rettungspaket für Zypern dürfte es an den Finanzmärkten wieder ruhiger werden. Das Anpassungsprogramm legt die Grundlagen für eine Sanierung der Staatsfinanzen und für eine Stabilisierung des Finanzsektors in Zypern. Wenn die Maßnahmen von der Regierung Zyperns entschlossen umgesetzt werden, dürfte das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in eine baldige Stabilisierung des Bankwesens zurückkehren.
Eine schnelle und glaubwürdige Umsetzung des Rettungsprogramms leistet auch einen wichtigen Beitrag, Kapitalverlagerungen von Zypern ins Ausland zu begrenzen. Damit wird auch eine schnelle Aufhebung der Kapitalverkehrsbeschränkungen erreicht.
Die Auswirkungen der Krise in Zypern auf Deutschland und auch mögliche Kapitalzuflüsse aus Zypern dürften aller Voraussicht nach sehr begrenzt bleiben. Denn während das Bankensystem aus der Perspektive Zyperns übermäßig groß ist, ist es aus europäischer Perspektive sehr überschaubar. Zypern gehört zu den kleinsten Mitgliedsstaaten Europas. Auch ist sein Bankensystem von einer vergleichsweise geringen Größe. Das Volumen der Bankbilanzen hat den Umfang von nur 0,4 Prozent der Banken des Euroraums insgesamt.
Zur Verunsicherung der Sparer in Deutschland hat besonders beigetragen, dass die Regierung Zyperns zwar eine Sicherung der Bankeinlagen bis 100.000 Euro zugesichert hat, in der aktuellen Situation aber offenbar nicht in der Lage gewesen wäre, diese Zusage ohne ausländische Hilfe auch in vollem Umfang einzuhalten. Daher ist die Einführung europaweiter Standards wichtig, die die Einlagensicherungen in anderen Ländern ähnlich wie in Deutschland stärken und belastbar machen. Dies würde mit der Einlagensicherungsrichtlinie erreicht werden.
Lassen sie sich bei Anlageentscheidungen beraten!
Aus Sicht der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken sollten Anlageentscheidungen auch in Zeiten stärkerer Kursbewegungen an den Finanzmärkten wohlüberlegt sein. Deshalb ist es ratsam, ein umfängliches Beratungsgespräch bei einer Genossenschaftsbank zu führen, um wichtige Anlageentscheidungen auf möglichst informierter Grundlage zu treffen. Wichtig ist, auch bei schwankenden Kursen grundlegende Anlageprinzipien zu beachten. Hierzu zählt insbesondere auch eine ausgewogene, breit gestreute Geldanlage anstelle einer Konzentration auf einzelne Werte.
Wie sicher ist das Geld, das ich bei der Genossenschaftsbank angelegt habe?
Kunden, die ihr Geld bei Genossenschaftsbanken wie etwa Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken, PSD Banken oder Kirchenbanken angelegt haben, können seit über 75 Jahren auf eine effiziente Sicherungseinrichtung vertrauen. Einlagen und Inhaberschuldverschreibungen der Kunden schützt das erste und älteste Bankensicherungssystem Deutschlands vollumfänglich und ohne betragliche Begrenzung. Damit geht der Schutz der Sicherungseinrichtung des BVR weit über den gesetzlichen Schutzumfang von maximal 100.000 Euro hinaus.
Geschützt sind Spareinlagen, Sparbücher, Sparbriefe, Termineinlagen, Festgelder und Sichteinlagen auf Girokonten von Privatpersonen und Unternehmen. Auch hauseigene Inhaberschuldverschreibungen der Genossenschaftsbanken fallen in den Schutzumfang der Sicherungseinrichtung. Da auch die meisten Zertifikate Inhaberschuldverschreibungen sind, schützt die Sicherungseinrichtung des BVR auch die Anleger solcher Papiere vor dem Ausfall des Emittenten, wenn dieser Mitglied der Sicherungseinrichtung des BVR ist.
Über viele Jahrzehnte hindurch hat noch kein Kunde einer Volksbank oder Raiffeisenbank oder einer anderen der Sicherungseinrichtung angeschlossenen Bank seine Einlagen verloren. Noch nie musste ein Einleger entschädigt werden oder eine der Sicherungseinrichtung angeschlossene Genossenschaftsbank Insolvenz anmelden. Dafür sorgt der besondere Institutsschutz, den die Sicherungseinrichtung des BVR seit 1934 praktiziert. Gemeinsam bilden alle deutschen Genossenschaftsbanken ein Sicherheitsnetz, in dem jeder für jeden einsteht. Das Entstehen einer Insolvenz ist so von vornherein ausgeschlossen, Gelder der Kunden sind stets in voller Höhe abgesichert. Die erfolgreiche Arbeit der Sicherungseinrichtung des BVR ist auch in ihrer effizienten Präventionsarbeit begründet.
Die Volksbanken und Raiffeisenbanken sind ein stabiler Sektor des deutschen Bankensystems. Die genossenschaftliche FinanzGruppe verfügt über eine robuste Einlagenseite und ist nicht auf eine Refinanzierung über den Kapitalmarkt angewiesen. Ihr Geschäftsmodell ist konservativ und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet.